Was nützt Agilität in Krisensituationen?

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Viele Unternehmen haben sich auf den Weg zur Agilität gemacht und sind schon mehr oder weniger weit fortgeschritten. Damit haben sie ihre Fähigkeit erhöht, auf jede Art von Veränderung zu reagieren. Agilität ist nicht nur für den „normalen“ Wettbewerb im Markt da! Sie bringt Eigenschaften für eine Organisation mit sich, die in Krisensituationen helfen.

Charakteristika einer Krise sind nach Anthony J. Wiener und Herman Kahn eine dringende Notwendigkeit von Handlungsentscheidungen, ein durch die Entscheidungsträger wahrgenommenes Gefühl der Bedrohung, ein Anstieg an Unsicherheit, Dringlichkeit und Zeitdruck und das Gefühl, das Ergebnis sei von prägendem Einfluss auf die Zukunft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Krise

Agilität gilt mittlerweile als Standard, um für die Zukunft bereit zu sein. Sie beschreibt die Fähigkeit einer Organisation – egal ob klein wie ein Team oder groß wie ein globaler Konzern – sich effektiv zu verändern und auf Veränderung zu reagieren. Sie geht einher mit der Digitalisierung, die uns vor immer neue, umfassende und nicht einfach vorhersagbare Herausforderungen stellt.

Hier ist eine Aufstellung ohne Anspruch auf Vollständigkeit, was „Agilität“ für eine Organisation in einer Krise tun kann und wie sie das Krisen-Management unterstützen kann.

  • Selbstorganisation

    Ein zentrales Konzept der Agilität ist die Selbstorganisation. Teams bestimmen selber den besten Weg, wie sie zu den Zielen beitragen. Dadurch entstehen Gedanken und Lösungen, die mit zentraler Steuerung nicht stattfinden würden.
    In einer Krise wissen selbstorganisierte Teams, wie sie am besten auf die Situation reagieren.

  • Robuste Organisation und änderbare Prozesse

    Agile Vorgehensweisen wie Scrum und Kanban bilden Strukturen, die fehlertolerant, stabil und änderbar sind. Herausforderungen können zum Beispiel sein:
    – die Arbeitsumgebung ändert sich (zum Beispiel von persönlicher Anwesenheit zu verteilter Arbeit), wenn
    – das Team verändert sich (zum Beispiel durch Wechsel)
    – Abläufe müssen schnell angepasst werden (zum Beispiel um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen)
    In einer agilen Organisation sind Prozesse schlank, eingeübt und nicht statisch. Sie sind auch nicht an eine einzelne Person (zum Beispiel Manager) gebunden, sondern das ganze Team ist daran beteiligt. Dadurch kann eine agile Organisation in Krisen schnell und effektiv agieren.

  • Verteiltes Arbeite („remote“) wird erleichtert

    Das Arbeiten mit verteilten Teams ist keine notwendige Bedingung für eine agile Organisation. Im Gegenteil – Scrum bevorzugt Teams, die physisch zusammen arbeiten. Aber Agilität geht oft einher mit verteiltem Arbeiten, sei es innerhalb eines Teams (Stichwort Selbstorganisation) oder über mehrere Teams (zum Beispiel auf anderen Kontinenten).
    Das verteilte Arbeiten wird erleichtert durch kollaborative Tools, leichtgewichtige Prozesse und eine Kultur der ständigen Verbesserung.

  • Schnelle Reaktion auf Veränderung

    Das Reagieren auf Veränderung ist der kulturelle Kernprozess von Agilität, der durch organisatorische Prozesse unterstützt wird. Oft wird darunter hauptsächliche „Veränderung im Markt“ verstanden (der maßgeblich durch Einflüsse in der Makro-Umwelt entsteht).
    Aber eine agile Organisation kann auf alle Arten von Veränderungen reagieren. Die gleichen Prozesse (Scrum, Kanban, Strategie) können nicht nur Produkte entwickeln, sondern auch organisatorische Veränderungen unterstützen.

  • Effektive Strategie- oder Fokus-Änderung

    Eine agile Organisation ist in der Lage, eine Strategie zu formulieren, diese umzusetzen und auch diese zu ändern. Strukturen wie OKR (Objectives and Key Results) können die Strategie vom Management in die Teams und auch umgekehrt schnell und wirkungsvoll umsetzen – sowohl langfristige Strategien als auch solche, die kurzfristig notwendig werden.
    Im OKR-Klassiker „Measure what matters most“ von John Doerr wird beschrieben, wie Intel um 1980 eine existentielle Bedrohung durch Motorola durch ein konzernweites Krisen-Programm überwand. Intel war in der Lage, extrem schnell viele Bereiche des Konzerns zu mobilisieren und die notwendigen Veränderungen und Aktion zu bewirken. Dies war möglich durch OKR’s, die heute weit verbreitet sind in der agilen Welt.

  • Es gibt eine ganze Reihe von miteinander vernetzten Prozess-Experten

    Scrum-Master, Kanban-Master, Tool-Admins, Agile Coaches … Im Sinne der T-förmigen Fähigkeiten haben diese Personen eine starke Prozess-Komponente. Sie wissen, wie die Kommunikationswege sind, wie Strukturen aufgebaut und verändert werden. Und sie sind es gewohnt, zusammen zu arbeiten!
    Wenn in einer Krise die vorhandenen Prozesse nicht ausreichen, dann gibt es mit diese Gruppe einen Kern von Prozess-Experten, die effektiv und schnell vorhandene Prozesse verändern und neue einführen können.

Agilität hilft nicht nur bei Produkten!

Fazit ist, das Agilität eine besondere Fähigkeit eines Unternehmens ist. Sie ist universell und kann daher auch bei außergewöhnlichen Situationen hilfreich sein. Agilität macht die Organisation nicht nur erfolgreicher, sie macht sie robust, reaktionsfähig und gibt der Organisation die Initiative.